Ein nüchterner Blick von außen – NZZ

Ein nüchterner Blick von außen – NZZ

Angela Merkel veröffentlicht ihre Memoiren unter dem Titel «Freiheit». Bei der Euro-Rettung und der Asylpolitik will sie alles richtig gemacht haben

Neue Züricher Zeitung (NZZ) | 26.11.24

Mit ihrer politischen Biografie […] will [Merkel] die Deutungshoheit über ihre lange Zeit im Kanzleramt zurückgewinnen. Dabei geht es auch um solch schwerwiegende Entscheide wie die nicht erfolgte Grenzschliessung während der Asylkrise im Jahr 2015. Die politische Kontroverse rund um diese Zeit will Merkel bis heute nicht verstehen. […]
Der Grundton des Buches: Sie, die Altkanzlerin, habe immer sachlich im Sinne Deutschlands und Europas gehandelt. Die politische Polarisierung hätten andere zu verantworten. […] Die Alternative für Deutschland wurde 2013 gegründet, als Antwort auf Merkels Dogma, die Rettung des Euro im Zuge der Finanzkrise sei «alternativlos». «Die Parteigründer lehnten die Politik meiner Regierung zur Stabilisierung des Euro ab», schreibt Merkel. «Ich dagegen war stolz darauf, dass es gelungen war, den Euro zu retten.» Mit ihrer Wiederwahl habe sie sich in ihrem Kurs bestätigt gesehen […]. Der Protest der AfD, zu deren Gründern mehrere wirtschaftsliberale Ex-CDU-Politiker gehörten, störte sie offenbar wenig. […] Spricht man heute mit prominenten Politikern aus CDU und CSU, möchte kaum einer mit Aussagen über das politische Erbe der Altkanzlerin zitiert werden. […]
Zumindest für ein Problem der Gegenwart schlägt Merkel eine Lösung vor: Sie fordert die Reform der Schuldenbremse […]. Dabei ist die Schuldenbremse ein Erbe von Merkels Regierungszeit […]. Damals argumentierte die Regierung, mit dem neuen Verfassungsinstrument sichere sie die finanzielle Zukunft kommender Generationen.

Kommentar:

Wenn man von anderen und selbst von den eigenen Leuten nicht gefeiert wird, muss man sich eben selbst feiern – und wird dadurch noch zur Multimillionärin.

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