Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!

Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!

Vortrag „Migration“ von Prof. Neuhoff, mit Diskussion, 27.9.18

Den Aufklärer Kant wollen wir als Patron des heutigen Ausrichters Immanuel-Kant-Verein gelten lassen. Ein hoher Anspruch, dem sich der Bonner Sozial- und Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Hans Neuhoff im Kreishaus Bergisch Gladbach stellt.

Mitgebracht hat er uns das 2013 erschienene Buch „Exodus“ eines Wirtschaftswissenschaftlers, Paul Collier, mit dem englischen Original-Untertitel „How Migration Is Changing Our World“.

Was bedeutet es, wenn noch mehr Stühle benötigt werden?
Sebastian Weirauch, Kreisverband Rhein-Berg und Prof. Dr. Hans Neuhoff – © AfD Rheinisch-Bergischer Kreis

Was haben wir?

Wir haben eine technisiert wissenschaftliche Zivilisation.
Die europäische Aufklärung lehrte den Menschen: Keineswegs sind die Bedingungen im Diesseits vorherbestimmt, sie können gestaltet werden.

Gute Erfahrungen befeuerten die Forschung, Entwicklung setzte ein, große Ökonomien wurden möglich durch Interaktionen zwischen Teilnehmern, die sich weder sehen noch kennen mussten, ein soziales Modell wurde begründet.

Und dieses Modell heißt Vertrauen.

Vertrauen ist gebunden an die Erwartung der Gegenseitigkeit und macht so Kooperation bis hin zur Umverteilung möglich. Die Grundlage für das soziale Funktionieren eines erfolgreichen Gemeinwesens ist das freundschaftliche Grundgefühl, der gegenseitige Respekt.

Vertrauen entsteht nicht „natürlich“.

Die sozialen Modelle auf dem Planeten sind aber unterschiedlich. So kommt es, dass in weiten Teilen der Erde die Identitätsbildung durch den selbstverständlichen Glauben an einen Gott, durch Schicksalsgläubigkeit geprägt ist.

Vertrauen gibt es nur im Clan, es gilt das Prinzip der Ehre, der Eigennutz hat die Überhand, jeder kleine Vorteil wird für sich mitgenommen. Die kulturellen Bedingungen erzeugen Armut. Den vollständigen Verlust von Vertrauen nennt man Bürgerkrieg.


Was ist in Berlin gewollt?

Ein Armutsgefälle führt zu Migration. Eine Aufnahmegesellschaft gewärtigt zunächst die Entstehung von Diasporas. Wächst eine Diaspora, sinkt die Absorptionsrate, d.h. immer weniger Individuen haben einen Anreiz zur Assimilation. Dadurch steigt die Immigration immer schneller, bis zur epochalen Dimension.

Steigt im ungünstigen Fall der Anteil opportunistisch Handelnder, wird der der Kooperativen sinken. Personen, die auf die Beibehaltung des zum Erfolg nötigen sozialen Modells achten, die Bewacher und Bewahrer, können resignieren, wenn sich das Gefühl verbreitet, dass jeder nur seinen Vorteil sucht. Das ist eine ganz gefährliche Tendenz, denn kooperative Strukturen sind fragil.

Diasporas wachsen beschleunigt, exponentiell und auf unabsehbare Zeit. Während kontrollierte, moderate Zuwanderung für alle Beteiligten nützlich ist, reduziert unkontrollierte Massenzuwanderung in den Aufnahmeländern das über Jahrhunderte aufgebaute soziale Kapital, auch das Vertrauen der Einheimischen untereinander, bis hin zu Destabilisierung und sozialem Zerfall.

Eine wahrhaft undankbare Aufgabe hat Prof. Neuhoff da übernommen, Vorlage sowie Vermittlung mögen noch so gekonnt erarbeitet sein, er blickt in lange Gesichter der Betroffenheit.

Eine wichtige Lehre nehmen wir mit: Mindestens die eigene Regierung darf nicht aus opportunistischen Nutzenmaximierern mit Unfähigkeit zur wertorientierten Entscheidung bestehen!

Kant verfasste seine Habilitation im preußischen Königsberg über ‚Die ersten Grundsätze der metaphysischen Erkenntnis‘. In Latein. ‚Principiorum primorum cognitionis metaphysicae nova dilucidatio‘.

1755 trauerte die Wissenschaft da bereits 12 Jahrhunderte, gemessen ab der Zerstörung der Aquädukte der Stadt Rom, einer nur mühsam in Ansätzen wieder erreichten Zivilisation nach.

Wie, ja wie nur kann es sein, dass Latein ausstarb?