Noch einmal ein lesenswerter Kommentar aus der Schweiz

Noch einmal ein lesenswerter Kommentar aus der Schweiz

Streitfall Chemnitz – Wenn das vermeintlich Gute im Höllenloch der Heuchelei ersäuft.

Basler Zeitung | 10.09.18

Da japst das Justemilieu nach Luft, denn die beiden Begriffe Lynchmob und Pogrom hat es wohlweislich gestrichen, aber im deutschen Feuilleton wurden umfangreiche semantische Auslegungen angestellt, ab wann man den Begriff «Hetzjagd» benützen dürfe, ob denn nicht schon alleine das Gefühl einer Bedrohung dafür ausreiche. Während hier mit unvorstellbarer Sprachsensibilität vorgegangen wurde, wird dem Verfassungsschutzpräsidenten und dem sächsischen Ministerpräsidenten Verharmlosung oder Unfähigkeit vorgeworfen, natürlich begleitet von Rücktrittsforderungen. Wie verblödet kann man beim Versuch, die Wirklichkeit so hinzurücken, wie sie einem passt, eigentlich sein? […] Wer die rechts stehende Publizistin Eva Herman mal «grün und blau ficken» will, wer über Gewalt gegen Journalisten und Publizisten singt, der benütze nur ein zugegebenermassen provokantes Rollenspiel, schwurbelt die Alleserklärmafia in den Feuilletons. Und mit dieser bodenlosen Heuchelei macht sie sich bei der Verurteilung rechter Gewalt unglaubwürdig. Dieser Niedergang der Medien und vieler Intellektueller darf niemanden mit klammheimlicher Freude erfüllen. Denn so schlimm wie die Rechtsradikalen zu sein, nur anders und doch gleich, löst die gesellschaftlichen Probleme, die es nicht nur in Deutschland gibt, garantiert nicht.

Kommentar:

Zwei Leserkommentare:
1) „Das ist Klartext – die Fakten auf den Punkt gebracht. Zum Glück hat der Wind gedreht und die Politelite kann der Bevölkerung höchstens noch kurzfristig Sand in die Augen streuen. Nach Richtigstellungen beginnen ihre Rückzugsgefechte. Wann werden sie ersetzt durch Politiker mit Augenmass?“
2) „Auf welcher Seite haben diese 60’000 gestanden, als in Hamburg Polizisten angegriffen und Dutzende von ihnen verletzt wurden? Wer die Polizei angreift, greift den demokratischen Rechtsstaat an. Und ausgerechnet diese hasserfüllten Linksgrünen wollen jetzt den Rechtsstaat „gegen rechts“ verteidigen. Unglaubwürdiger gehts nicht.“

Dazu noch ein Abschnitt aus der FAZ vom 11.09.18 unter der Überschrift „Polizei fordert mehr Zurückhaltung“:
„Die Polizeigewerkschaften verlangten von der Politik mehr Zurückhaltung und warnten vor falschen Interpretationen. „Es hat keine Hetzjagd per Definition gegeben, also dass da bewaffnete Menschen ihre Opfer durch die Straßen jagen, aber es war keineswegs eine friedliche Veranstaltung“, sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag). Es habe Körperverletzungen, Beleidigungen und Hitlergrüße gegeben.
„Politiker sollten sich bei heiklen Themen erst dann äußern, wenn verlässliche Informationen vorliegen. Alles andere ist kontraproduktiv und führt nur zu Fehlinterpretationen“, sagte Malchow weiter. Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, sagte: „Mit dem Begriff Hetzjagd ist Schindluder getrieben worden. Es wäre gut, wenn sich alle Politiker mal eine Woche zurückhalten würden und sich einen zurückhaltenden Sprachgebrauch auferlegen.“
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/chemnitz-sozialdemokraten-von-rechtsradikalen-gehetzt-worden-15778213.html

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