Vorsicht Glosse: „Alltagsmasken“ – höhere Moral oder doch nur Theater?


„Alltagsmasken“ – höhere Moral oder doch nur Theater?

Ein Gastbeitrag von Johanna Locke

Am 2. April 2022 wurde sie endlich aufgehoben: die Maskenpflicht für die meisten öffentlichen Bereiche in NRW. Dennoch sieht man die „Alltagsmasken“ immer und überall, insbesondere beim wöchentlichen Lebensmitteleinkauf können sich gefühlt 95% nicht davon trennen. Warum eigentlich?

Angeblich sollen die „Alltagsmasken“ ja vor der Verbreitung des Coronavirus (und anderer Krankheitserreger) schützen. Laut Wikipedia tun sie das auch.

Für den kontrollierten Gebrauch im Rahmen von Studien trifft das wohl auch zu. Aber warum hatten wir in der Realität nach fast 2 Jahren Maskenpflicht im Alltag die höchsten „Inzidenzen“ überhaupt? Und warum gehen diese nach Aufhebung der Maskenpflicht stetig zurück?

Und was ist mit den immer zahlreicheren Studien, die belegen, dass „Alltagsmasken“ mehr schaden als nutzen (eine kleine Auswahl findet sich hier)?

Nicht nur in meinem Beruf habe ich gelernt, dass die Theorie mit der Realität oft nicht allzu viele Gemeinsamkeiten hat.

Wer von uns trägt denn die Maske tatsächlich nach Vorschrift: eng, anliegend, mit häufigem Wechsel und hygienischer Entsorgung? Für mich ist es ehrlich gesagt wichtiger, dass ich halbwegs vernünftig atmen kann und die Brille nicht ständig beschlägt. Wenn ich in der Freizeit Masken tragen musste, dann lagen sie mindestens eine Woche lang irgendwo in den unendlichen Weiten meiner Handtasche – als vorbildliche Bürgerin achte ich schließlich auf Nachhaltigkeit und Müllvermeidung!

Grundsätzlich versuchte ich aber, alles zu meiden, was mit Maskenpflicht verbunden war. Gut für’s Budget, aber auf die Dauer ein bisschen öde.

Ich gebe zu, für mich als mittelalte Frau hat die „Alltagsmaske“ immerhin einen großen Vorteil: sie verdeckt wirkungsvoll meine Mundwinkel-Merkel-Falten und lässt mich so ein paar Jahre jünger aussehen. Aber warum tragen auch junge Leute, teilweise sogar Kinder, diese Dinger mit so großer Begeisterung?

Hat die über 2 Jahre andauernde multimediale Panikmache so gut gewirkt?
Ist es Konformitätsdruck? Oder bilden sich die Maskenträger wirklich ein, sie retten damit die Welt – oder zumindest ihre Oma?
Und wollen die das wirklich lebenslang beibehalten? Irgendwelche Viren fliegen schließlich immer durch die Luft.

Vielleicht ist es auch ein Grundproblem der menschlichen Psyche? Vielleicht brauchen wir einfach jemanden, der uns sagt, wo’s langgeht und was wir zu tun und zu lassen haben?

Vor nicht allzu langer Zeit gab es dafür die christliche Religion und ihre Prediger. Oder in den ostdeutschen Bundesländern „die Partei“ (nein: nicht das Konstrukt von Martin Sonneborn, sondern die gute alte SED). Die SED/Linke ist nur noch ein müder Abklatsch vergangener Glorie, und die Kirche, egal ob evangelisch oder katholisch, hat in den letzten Jahrzehnten ihre Glaubwürdigkeit weitestgehend eingebüßt, also müssen Ersatzreligionen her.

Die Klimareligion mit CO2-Ablasshandel und Enthaltsamkeitskult ist schon ein brauchbarer Nachfolger, aber es fehlt das allgemein sichtbare Erkennungszeichen. Hat man das jetzt mit den „Alltagsmasken“ gefunden?

Immerhin gibt es eine erstaunlich große Schnittmenge zwischen den Predigern der Klimareligion und Corona-Fanatikern: Lauterbach, von Hirschhausen, Fester und Dahmen sind nur einige prominente Beispiele. Für ihre Anhänger wäre die „Alltagsmaske“ dann das öffentliche Bekenntnis, dass man stets zu den Guten gehört. Und wer will das nicht?

Dazu passend die Wahlbenachrichtigung zur Landtagswahl: „Bitte beachten Sie die Hygienevorschriften vor Ort und denken Sie an das Mitführen einer FFP2-Maske oder eines medizinischen Mund-Nase-Schutzes“.

Meine Anfrage bei der Stadtverwaltung erbrachte folgende Antwort: „Respektieren Sie die Angst anderer Teilnehmer der Wahl. Angesichts der Kürze der Zeit, in der Sie sich im Wahlraum aufhalten sollte eine Maske keine große Behinderung darstellen, auch wenn sie nicht mehr vorgeschrieben ist.“ (Kommafehler im Original)

Wieso meint dieser Herr, dessen Namen ich hier nicht nennen möchte, mich belehren zu müssen? Ist das eigentlich schon „Mansplaining“?

Wieso erwartet er von mir, dass ich auf irrationale Ängste anderer Leute Rücksicht nehme? Ist es nicht vielmehr ein gängiges Verfahren der Verhaltenstherapie, Angstpatienten mit ihren Ängsten zu konfrontieren?

Oder darf ich demnächst auch nicht mehr mit meinem Hund spazieren gehen, weil ich dabei auf Menschen treffen könnte, die Angst vor Hunden haben? Wie weit darf man die Freiheit anderer Menschen einschränken, um seine persönlichen Befindlichkeiten auszuleben?

Ich weiß, Moral steht derzeit hoch im Kurs und wird gern als Totschlagsargument genutzt, um jegliche Diskussion zu beenden. Aber wie moralisch sind Menschen, die von ihrer eigenen Höherwertigkeit so überzeugt sind, dass sie ganz ohne faktenbasierte Argumente auskommen, tatsächlich?

Die reale Situation im Wahllokal gab dann doch etwas Anlass zur Hoffnung: keiner der Wahlhelfer trug die „Alltagsmaske“ (hinter der Scheibe) und nur etwa 50% der Wähler, die zur selben Zeit dort antraten wie wir.

Dennoch bin ich skeptisch, immerhin probt Herr Lauterbach schon für die nächste Pandemie und die „Affenpocken“ haben uns auch schon erreicht.

Also seien Sie weiterhin vorsichtig und vermeiden Sie jegliche Kontakte mit Affen und Leoparden!

Ihre Johanna Locke

Beitragsfoto: © Foto Anna Shvets, pexels.com