Wer sorgt sich um die Kinder?

Wer sorgt sich um die Kinder?

Rektorin einer Berliner Grundschule schlägt Alarm: Die Bedingungen nach den Corona-Schliessungen seien «absolut furchtbar»

Neue Züricher Zeitung NZZ | 14.10.20

Wegen der Infektionsgefahr in Schulen schlagen zwei Bundestagsabgeordnete vor, die Weihnachtsferien zu verlängern. […] Die NZZ konnte mit einer Berliner Schulleiterin über die angespannte Lage reden. Sie war nur anonym bereit, sich frei zu äussern. Ihre Identität ist der Redaktion bekannt. […]
Nach dem Lockdown waren die Klassen, um die Hygieneregeln einhalten zu können, halb so gross. Statt 25 Kinder unterrichtete man zwölf. Jeden zweiten Tag hatten die Schüler frei. Das war eine wunderbare Erfahrung […]. Im Unterricht herrschten ein hoher Friede, eine grosse Freundlichkeit, eine positive Sichtweise auf Schule. Bildung war plötzlich selbst bei bildungsfernen Elternhäusern hoch angesehen. […] Gerade die leistungsschwachen Schüler profitierten vom verkürzten Unterricht und den kleineren Klassen enorm. […]
Seitdem ist es furchtbar, absolut furchtbar. Wir stellen fest, dass die Schüler verlernt haben, wie man sich in einem sozialen Verbund verhält. […] Wir haben das Gefühl, die Kinder sind vergessen worden. Und als Folge haben die Kinder etwas vergessen, die deutsche Sprache zum Beispiel. Bei uns gibt es nach dieser langen Pause Schüler, die keine deutschen Sätze mehr verstehen. Das ging komplett verschütt in diesen paar Monaten. Zudem erleben wir Gewalt in einem Ausmass, das wir bisher nicht kannten. Das Regelbewusstsein ging ebenfalls verloren. Man schlägt zu, man beleidigt. Auch die Eltern tragen Aggressionen in die Schule hinein. Danach aber fragt kein Mensch. […] Auch Kita-Kinder haben enorme Schwierigkeiten, wieder zurück in die Gruppe zu finden und dort Sicherheit zu entwickeln. Ängstlich oder aggressiv: So fanden wir die Kinder vor. Sehr viele Kinder haben Schaden genommen. Danach fragt niemand. Der Jetzt-Zustand interessiert nicht. Auch die Senatsverwaltung für Bildung will das lieber nicht so genau wissen.

Kommentar:

Es ist also beim Krisenmanagement der Regierung(en) doch nicht alles Gold, was (angeblich) glänzt.

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