Dieses Grundwissen müsste wenigstens jeder Abiturient, Student und Politiker haben

Dieses Grundwissen müsste wenigstens jeder Abiturient, Student und Politiker haben

Missbrauch von Wissenschaft

Cicero | 05.03.24

Politische Beschlüsse, die immanente gesellschaftliche Auswirkungen haben, sollten so gut wie nur menschenmöglich auf Fakten basieren. Dafür sollte die Politik auf seriös gewonnene wissenschaftliche Erkenntnisse zurückgreifen. […]
Fatalerweise ist es in letzter Zeit jedoch vermehrt dazu gekommen, dass Politikerinnen und Politiker reine Beobachtungsstudien oder noch zu überprüfende Hypothesen dazu missbraucht [!!!] haben, die von ihnen vorgeschlagenen Vorgehensweisen oder gar die politischen Ziele an sich als wissenschaftliche Fakten darzustellen. […]
Es kommt im Wissenschaftsbetrieb nun vermehrt dazu, dass bei Forschungsarbeiten darauf geachtet wird, dass deren angestrebte [?] Resultate nicht dem politischen Mainstream widersprechen. Oder dass dem Mainstream zuwiderlaufende Resultate lieber erst gar nicht publiziert werden, um die eigene Karriere nicht zu gefährden. […]

Beobachtete Korrelationen sind […] kein Beleg für Kausalität, sondern dienen ausschließlich dem Aufstellen von Hypothesen. […] Ist eine Hypothese derartig formuliert, dass sie nicht in einem Experiment überprüft […] werden kann, oder ist sie mit passenden Experimenten noch nicht überprüft worden, dann darf sie nicht als aktueller Stand der Wissenschaft dargestellt werden; erst recht nicht in der Öffentlichkeit!

Politik auf der Grundlage von Beobachtungsstudien oder noch zu überprüfenden Hypothesen, wie wir sie in den zurückliegenden Jahren immer wieder erlebt haben, ist somit fatal. So darf es nicht weitergehen, ansonsten wird seriöses wissenschaftliches Arbeiten immer seltener.

Kommentar:

a) Die Autoren stellen eindeutig fest, dass es „in letzter Zeit […] vermehrt dazu gekommen (ist), dass Politikerinnen und Politiker reine Beobachtungsstudien oder noch zu überprüfende Hypothesen dazu missbraucht [!!!] haben, die von ihnen vorgeschlagenen Vorgehensweisen oder gar die politischen Ziele an sich als wissenschaftliche Fakten darzustellen.“

b) Das ist starker Tobak! Es bedeutet ja, dass diesen Politikern von den Autoren unterstellt wird, die Bürger (die Missbrauchsopfer) bewusst belogen zu haben und ihnen wider besseres Wissen noch unbewiesene Hypothesen als „wissenschaftliche Fakten“ aufgetischt zu haben, um ihre politischen Ziele zu erreichen.

c) Man kann sich allerdings mit Blick auf bestimmte Politiker fragen, ob sie es wirklich bewusst gemacht haben (das wäre sehr schlimm!) oder weil sie von „Wissenschaft“ keine Ahnung haben, was die Sache auch nicht besser macht und die Frage nach ihrer Qualifikation aufwirft.

d) Muss es nicht jeden Demokraten mehr als nachdenklich machen, dass es im Jahr 2024 „vermehrt dazu kommt, dass bei Forschungsarbeiten darauf geachtet wird, dass deren angestrebte Resultate nicht dem politischen Mainstream widersprechen. Oder dass dem Mainstream zuwiderlaufende Resultate lieber erst gar nicht publiziert werden, um die eigene Karriere nicht zu gefährden“?

e) Kann man das aber jungen Wissenschaftlern letztlich verdenken? Wer ist schon (auch in anderen Bereichen) bereit, für seine Überzeugung persönliche Anfeindungen oder gar berufliche Nachteile hinzunehmen?

e) Muss man deshalb nicht auch Verständnis dafür haben, dass viele Menschen in der DDR in die SED eintraten, „um die eigene Karriere nicht zu gefährden“?

f) Wie dankbar müssen wir sein, dass die Meinungsfreiheit (und damit auch die Freiheit der Wissenschaft) in unserem Grundgesetz festgeschrieben ist, und wie sehr müssen wir dafür kämpfen, dass sie nicht (schleichend) ausgehöhlt wird.
Dazu zu befähigen, ist die Aufgabe der Schulen, der Universitäten und der politischen Parteien. Doch werden sie ihr immer gerecht?

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