Freiheit der Wissenschaft – War das mal? Sind auch die Gedanken noch frei?

Freiheit der Wissenschaft – War das mal? Sind auch die Gedanken noch frei?

Die Geschichte eines Sprechverbots: An der Uni wird wieder der bestraft, der anders denkt

Focus | 29.07.23

Von der Cancel Culture behaupten einige Leute hartnäckig, es gebe sie gar nicht. Was ist dann bloß an der Universität Erlangen passiert, wo gerade einer der bekanntesten Althistoriker Deutschlands ausgeladen wurde? […]
Die akademische Welt ist derzeit der heißeste Frontabschnitt im Kampf um die Meinungsfreiheit. Der Fall Flaig ist dabei so interessant, weil er die Grenze verschiebt, von der offenen Auseinandersetzung ins Heimliche und Verdeckte.
Bis heute ist unklar, woher die Initiative zur Ausladung kam. War es der AStA, der sich beschwerte? Oder ein Kollege, der fand, dass jemand, der daran erinnert, dass der Sklavenhandel auch schwarze Nutznießer hatte, nicht nach Erlangen passt? Oder war es am Ende eine einsame Entscheidung des Dekans, der schlechte Presse fürchtete? All das liegt im Unklaren. Es gibt noch nicht einmal eine Begründung, weshalb Flaig in Erlangen unerwünscht ist.
Publik gemacht hat den Fall der ehemalige SPD-Kultusminister von Mecklenburg-Vorpommern Mathias Brodkorb. „Akademischer Suizid?“ lautete die Überschrift seines Artikels in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Kommentar:

Ergänzend sollte man unbedingt den Essay von Julian Nida-Rümelin im Focus vom 30.07.23 lesen: „Die Cancel-Culture ist ein Verbrechen an der Demokratie“ Er endet mit der Feststellung: „Die community rules von Facebook oder Twitter dürfen den Diskursraum nicht formatieren, so verständlich es ist, dass die staatlichen Instanzen angesichts ihrer Überforderung durch die Flut von kommunikativen Akten in den Social Media kapitulieren und versuchen, die Verantwortung möglichst weitgehend an die Anbieter zu delegieren.
Es handelt sich dabei jedoch um eine Form der Privatisierung des öffentlichen Raumes und in letzter Instanz des Einverständnisses mit der Praxis des Deplatformings, die – unter welchen politischen und weltanschaulichen Vorzeichen auch immer – mit dem Projekt der Aufklärung, mit Demokratie und freier Meinungsäußerung nicht vereinbar ist.“
https://www.focus.de/politik/meinung/essay-ein-verbrechen-an-der-demokratie_id_200272675.html

Das entspricht dem, was die AfD schon in ihrem Wahlprogramm 2021 formuliert hat:
„Cancel Culture“ bekämpfen – Jede Zensur von Meinungsäußerungen ist ein Angriff auf das Grundrecht der Meinungsfreiheit. Eine Vormachtstellung in den sozialen Medien und im Bildungswesen darf nicht dazu missbraucht werden, die politische Willensbildung einseitig zu beeinflussen. Als Quasi-Oligopol wollen wir die Anbieter großer sozialer Medien wie Facebook, Twitter oder Instagram dazu verpflichten, die Meinungsfreiheit ihrer Nutzer zu respektieren.
Das Internet muss als Ort der freien Meinungsäußerung erhalten bleiben. „Faktenprüfer“ und Meinungswächter dürfen keine staatliche Finanzierung erhalten. […]“ S.164f.
https://www.afd.de/wp-content/uploads/2021/06/20210611_AfD_Programm_2021.pdf

Noch ein Hinweis auf das bekannte Lied „Die Gedanken sind frei“ und einen Beitrag des Bayerischen Rundfunks vom 06.11.2016, wo es u.a. heißt: „Freiheit im Denken war aber nicht immer etwas Selbstverständliches. Dieses Privileg stand lange Zeit nur den Herrschenden zu. Untertanen hatten sich ihnen auch im Denken anzuschließen. Heutzutage nehmen sich dieses Recht nur noch Diktaturen heraus.“
https://www.br-klassik.de/programm/sendungen-a-z/mittagsmusik/mittagsmusik-extra-volkslieder-198.html

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