Grundsatzfragen, die kaum jemand zu stellen wagt — Lesenswert

Grundsatzfragen, die kaum jemand zu stellen wagt — Lesenswert

Den Tod kann uns niemand ersparen

Neue Züricher Zeitung NZZ | 30.11.20

Wenn man es zynisch sehen will, dann belegt auch die Corona-Pandemie die Unfähigkeit der modernen Gesellschaft, den Gedanken an das eigene Ende auszuhalten. Dort, wo wir um jeden Preis verhindern wollen, dass auch nur irgendjemand an Corona stirbt. […]
In Deutschland sind mehr über 100-Jährige an Corona gestorben als unter 40-Jährige. Zwei Drittel der rund 14 000 Corona-Opfer waren älter als 80 Jahre. Etwa die Hälfte der Verstorbenen steckte sich in Pflegeheimen und Kliniken an. Man kann also zunächst einmal ohne Wertung feststellen, dass diese Krankheit […] vorwiegend eine Gefahr für Hochbetagte darstellt. Und dass sie besonders gefährlich für diejenigen ist, die wegen Gebrechlichkeit hospitalisiert sind. […]
Angesichts der Freihändigkeit, mit der in Deutschland Steuermilliarden zur wirtschaftlichen Abfederung unterschiedlich wirksamer Anti-Corona-Massnahmen ausgegeben werden, möchte man die kollektiven Rettungsphantasien gern auf die Frage lenken, ob diese Geld-spielt-keine-Rolle-Gesellschaft sich nicht bitte auch einmal des Sterbens annehmen möchte. […] Wir identifizieren uns nicht mit den Sterbenden, vielmehr vollbringen wir gewaltige Verdrängungsleistungen, um Alter und Gebrechlichkeit auf Abstand zu halten – offenbar können wir nur so den Gedanken an den eigenen Tod ertragen. Das hat den Nebeneffekt, dass wir die unglaublich komplizierte politische Diskussion darüber, wie unsere Alten und Schwerkranken denn genau gepflegt werden sollen, wenn wir selbst es nicht tun, gar nicht zu führen brauchen. Hauptsache, sie werden gepflegt.

Kommentar:

Wer wagt es noch als „Normalsterblicher“, solche Grundsatzfragen zu stellen wie Susanne Gaschke in der NZZ?
Ein Leser sieht das auch so: „Ein ausdrückliches DANKE — Einem „Normalbürger“ der Ähnliches formuliert, schlägt zumindest in der Bundesrepublik ohne jeden Zweifel „Hass und Hetze“ entgegen. Hierzulande wurde mittlerweile der Typ „Herr Karl“ als Bürger nach oben gespült, der mit allem was die Politik veranstaltet „vollumfänglich einverstanden“ ist.“

 

Man vergleiche dazu bitte auch das Niveau unserer Talkshows mit dem Niveau des Artikels, dann wundert einen nichts.

 

Letzte Frage: Warum erscheint dieses Artikel der WELT-Journalistin in der NZZ und nicht

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