Liebe Mitglieder und Freunde,
wir alle sind ja in die Politik gegangen, um die Dinge für unser Land besser zu gestalten. Das ist an recht vielen Stellen möglich, am direktesten geht es wohl, wenn man in den Gremien unserer Kreise und Kommunen sitzt. Nach der Kommunalwahl finden sich nun nicht wenige von uns in Ehrenämtern, also im Rat, in Ausschüssen oder in Arbeitskreisen wieder und sind dort die Neuen.
Einer von denen bin nun auch ich – als sachkundiger Bürger im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr (StuV). Gestern (30.11.) war nun meine erste Sitzung.
Mein erster Eindruck: Arbeit.
Das fing schon mit dem 1,5kg-Papierstapel an, der eine Woche zuvor im Briefkasten war (DIN A4, doppelseitig bedruckt – 19 Tagesordnungspunkte) und nach Durcharbeitung verlangte. Leichte Kost war das erstmal nicht, es wimmelte nur so von Verwaltungsdeutsch. Eine LSA entpuppte sich als Verkehrsampel (Lichtsignalanlage), und eine Querungshilfe war keineswegs ein Rollator, sondern eine Verkehrsinsel mitten auf der Straße. Und Zebrastreifen hießen auch irgendwie anders, vor allem sind sie außerorts nicht machbar – interessant.
Die Sitzung fing streng unter Corona-Bedingungen im großen Ratssaal pünktlich an und war sehr gut vorbereitet. Die 15 Sitzplätze waren in einem großen Quadrat angeordnet. Mein Platz war schon zwischen Grünen und Zukunft Wermelskirchen per Namensschild zugewiesen. Damit konnte ich gut leben und nahm mit etwas weichen Knien Platz. Der Arbeitstisch war super eingerichtet: Sprudelwasser, eigenes Mikrofon, weitere Unterlagen. Der Beamer warf schon gut lesbar die Tagesordnung auf die große Leinwand. Alles strahlte Sachlichkeit, und Professionalität aus.
Es ging auch gleich nach kurzer Begrüßung zur Sache. Da gab es Tagesordnungspunkte bei denen man sich per PowerPoint-Präsentation schlau machen durfte und solche, die eine Abstimmung verlangten. Die meisten Abstimmungen erfolgten einstimmig. Eigentlich wunderte mich das etwas, aber es lag wohl daran, dass die jeweiligen Punkte mit Vernunft und ohne viel Ideologie angegangen worden sind.
Inhaltlich war es eigentlich immer recht kurzweilig, die 3 Stunden vergingen wie im Flug. Ich erfuhr da viele interessante Hintergründe und Neuigkeiten. Einiges war auch schon fast kurios oder bizarr. So konnte ich z. B. in einem Vortrag erfahren was mit „Mobilstationen“ gemeint ist. Das sind die Abstellplätze der weißen Pedelecs von WUPSI. Wozu die Pedelecs gut sein sollen, erschloss sich mir im Vortrag nicht. Offensichtlich sollen sie künftig mal unsere Autos ersetzen und so den weltweiten Klimawandel verhindern. Auch eine Ladesäule für E-Autos (Strom kostenlos) soll mal dazugehören. So kommen dann E-Autofahrer zu einer Gratistankladung und auch zu einem Gratisparkplatz – schön.
Im Bergischen ist das mit den Pedelecs eher etwas sportlich zu sehen, als Dhünner weiß ich das natürlich. So gab es in dieser Saison in Dabringhausen nur 39 Ausleihen, in Dhünn (wo stehen die Räder da eigentlich?) nur 7. Es gab auch mindestens ein weiteres Projekt, das ebenfalls eher im Wolkenkuckucksheim anzusiedeln ist.
Für mich gab es vor allem erst mal viel zu lernen. Sachkundiger Bürger ist man offensichtlich nicht schon am ersten Tag. Die „alten Hasen“ in der Runde, die einige Projekte schon seit Jahren begleiten, erwiesen sich nicht ganz unberechtigt als die Platzhirsche und hatten auch die meisten Redebeiträge. Den normalen Teilnehmern gegenüber waren außer dem Vorsitzenden die Fachleute aus der Verwaltung aufgereiht. Sie waren zwar nicht abstimmungsberechtigt, ihr Wort hatte aber wegen der erkennbar hohen Fachkompetenz großes Gewicht.
Alles in allem schien es sehr zügig und sachlich zuzugehen, ein wenig Ideologie kam nur von den Grünen. Bei den Abstimmungen wurde auch meine Partei AfD laut genannt. Das hatte aber fast schon einen Hauch von Normalität, jedenfalls kam es mir so vor. Den Schritt von der Respektierung zur Anerkennung habe ich natürlich noch vor mir. Daran werde ich nun arbeiten.
Als die Presse zu Beginn des nichtöffentlichen Teils den Saal verlassen musste, konnte ich aus den Augenwinkeln beobachten wie eine Pressedame länger vertraulich mit den Grünen plauderte. Dazu konnte ich mir meinen Teil denken. Journalisten, die ihr Parteibuch verbergen können, gibt es nicht so viele.
Ich habe diese Zeilen aufgesetzt, um alle in unseren Reihen aufzufordern und zu ermutigen, sich mit einzubringen. Es lohnt sich im Sinne unserer guten Sache.
Es grüßt Sie
Rainer Ising