„Politik im Märchenmodus“ – „Die Infantilisierung der Politik“

„Politik im Märchenmodus“ – „Die Infantilisierung der Politik“

Dann geh doch zu Greta!

Cicero | 17.03.19

Nichts ist dagegen einzuwenden, wenn Schüler für eine bessere Welt demonstrieren. Das Problem ist, dass sich die Politik der Erwachsenen kaum von der anklagenden Jugend-Attitüde unterscheidet. Die politische Auseinandersetzung in der westlichen Welt wird im Schema von Kindermärchen geführt. […] Alles reduziert sich auf einen Kampf von Gut gegen Böse. Unschuldige und angstgetriebene Teenager aus wohlsituierten Mittelklassefamilien – oder so wirken wollende Erwachsene – lehnen sich gegen böse und untergangsverliebte Trumpeltiere oder Brexiteers auf und beschwören die Apokalypse. Jeder, der nicht in das Klagelied einstimmt, wird der dunklen Seite der Macht zugewiesen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann warnen sie noch heute.
+ Leserkommentare

Kommentar:

Die Lektüre dieses Artikels kann man nur dringend empfehlen; denn wieder einmal argumentiert der Cicero gegen den Strom aufgrund einer glänzenden Analyse.

Sehr positiv zu bewerten ist auch der Artikel in „Der Tagesspiegel“ vom 03.03.19 unter der Überschrift „Das taktische Lob für die Schülerdemos ist zu durchsichtig“.
https://www.tagesspiegel.de/politik/klimastreik-das-taktische-lob-fuer-die-schuelerdemos-ist-zu-durchsichtig/24060376.html
Da liest man u.a. zu Merkel: „Die hat noch auf der Münchner Sicherheitskonferenz Mitte Februar vor Außenpolitikern und Militärs aus aller Welt „Fridays for Future“ als Beispiel für unkontrollierbare Internet-Mobilisierung genannt – das klang wie eine Warnung vor Manipulation und also nach Gefahr. CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak verspottete „Fridays for Future“-Initiatorin Greta Thunberg auf Twitter ja auch als naiv und verbohrt („Kein Wort von Arbeitsplätzen, Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit. Nur pure Ideologie“).
Nun preist plötzlich auch Angela Merkel die jungen Mitstreiterinnen und Mitstreiter der Schwedin in Deutschland. Und vergisst seltsamerweise zu erwähnen, was sogar Umweltministerin Svenja Schulze betonte: Dass es nämlich auch noch so etwas wie eine Schulpflicht gibt in diesem Land. Hat womöglich gerade ein Wahlforscher im Kanzleramt einen Befund vorgetragen, wonach eine Mehrheit der Deutschen großen Respekt für die tapfere Greta Thunberg mit ihrer Mütze und die von ihr angestoßenen Klima-Proteste empfindet?“
Vgl. dazu BILD am 15.03.19 „Hunderttausende protestieren für mehr Klimaschutz“
https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/weltweit-schueler-demos-am-freitag-deutsche-finden-klima-proteste-gut-60683154.bild.html
Hier erfährt man auch: „Nach der am Freitag veröffentlichten Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen finden 67 Prozent der Befragten die Demonstrationen der Schüler gut, auch wenn sie in der Unterrichtszeit stattfinden. 32 Prozent sprechen sich dagegen aus. Lediglich die Anhänger der AfD sind mit 67 Prozent mehrheitlich gegen den Protest.

Sehr interessant auch die Leserkommentare im Tagesspiegel.

 

Schlussfragen:
1.) Ist es nicht unglaublich, dass in Deutschland Schüler mit dem ausdrücklichen Segen von Bundespräsident und Bundeskanzlerin für eine politische Demonstration die Schulpflicht verletzen und den Unterricht schwänzen dürfen?
2) Ist das nicht auch Populismus in Reinkultur? Aber ist der sonst nicht ganz böse?

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