Reine Information?

Reine Information?

Jeder vierte Deutsche denkt antisemitisch

BILD | 24.10.19

1300 Menschen wurden befragt. Heraus kam, dass …
▶ jeder vierte Deutsche (27 Prozent) antisemitische Gedanken hegt.
▶ 41 Prozent die Meinung sind, Juden redeten zu viel über den Holocaust. […]
Fast zwei Drittel (65 Prozent) der Deutschen nehmen laut der Umfrage einen wachsenden Antisemitismus wahr und bringen diesen mit dem Erfolg rechtsextremer Parteien in Verbindung.

Kommentar:

Auf den ersten Blick werden im Text natürlich nur Zahlen genannt und es ist tatsächlich erschreckend, dass „jeder vierte Deutsche (27 Prozent) antisemitische Gedanken hegt.
Bei genauerem Hinsehen aber stellen sich dem ein oder anderen sicher (berechtigte?) Fragen wie diese:
a) Wenn jemand der [subjektiven] Meinung ist, „Juden redeten zu viel über den Holocaust“, ist er dann schon ein „Antisemit“? Er kritisiert doch nicht, „dass“ Juden über den Holocaust „reden“ (das wäre wirklich ein Unding!), sondern meint nur „das Maß/die Zahl/die Menge“.
b) Wenn „fast zwei Drittel (65 Prozent) der Deutschen […] einen wachsenden Antisemitismus wahr(nehmen)“, sagt das zunächst nur etwas über die subjektive „Wahrnehmung“ der Befragten aus. Offen ist die Frage, ob der „Eindruck“ wahr „ist“. 35 Prozent haben diesen „Eindruck“ ja nicht. Überhaupt: Kann man über „Wahrheit“ abstimmen?
c) Und wenn es heißt, dass „fast zwei Drittel (65 Prozent) der Deutschen [den wachsenden Antisemitismus] mit dem Erfolg rechtsextremer Parteien in Verbindung (bringen)“, dann müsste es zunächst korrekt heißen, dass „fast zwei Drittel (65 Prozent) der Deutschen den – „ihrer Meinung nach“ – wachsenden Antisemitismus mit dem Erfolg rechtsextremer Parteien in Verbindung (bringen).“
Zweitens könnte man fragen, warum die Prozentzahlen bei dieser Frage weit höher sind als bei den ersten Fragen. Könnte es nicht an der einseitig angelegten (Mit)Schuldzuweisung von Politik und Medien liegen, die Antisemitismus von links und von muslimischen Migranten völlig ausgeblendet hat?
Drittens muss man fragen, wer mit den „rechtsextremen Parteien“ (im Plural) gemein ist.
Sehr viele Leser werden – wie von der Fragestellung der Studie gewünscht? – an die AfD denken, weil sie es so ja oft von den Vertretern der anderen Parteien gehört haben. Aber:
• Ist die AfD als Partei rechts“extrem“?
• 2) Hat sich die AfD nicht eindeutig gegen jede Form des Antisemitismus ausgesprochen?
Hier noch einmal 2 Belege vom 10.10.19:
Jörg Meuten:
„Jüdisches Leben in Deutschland ist elementarer Bestandteil unserer Identität und wird dies immer bleiben. Wir von der Alternative für Deutschland werden dieses jüdische Leben gegen seine Feinde mit Zähnen und Klauen verteidigen.“

 

Georg Pazderski:
Keinen Millimeter für Antisemiten
„Angriffe auf Juden in Deutschland sind unerträglich und müssen endlich im Keim erstickt werden. […] Ich fordere daher: Jeder Antisemitismus – rechter, linker und muslimischer – muss endlich konsequent geächtet und Taten müssen hart bestraft werden.“

 

c) Wenn „jeder vierte Deutsche (27 Prozent) antisemitische Gedanken hegt [und wenn] 41 Prozent die Meinung sind, Juden redeten zu viel über den Holocaust“ und wenn die AfD nach den aktuellen Umfragen bei +-14 Prozent liegt, dann muss es in den anderen Parteien mindestens ebenso viele Menschen geben, die antisemitische Gedanken hegen, und noch mehr Menschen, die der Meinung sind, Juden redeten zu viel über den Holocaust! Und wer ist dafür (mit)verantwortlich? Etwa auch die AfD?

 

Damit kein falscher Eindruck entsteht: Der Kommentator steht hinter dem Satz von Georg Pazderski „Keinen Millimeter für Antisemiten“.

(1976)