Ein Bericht von Evelyn und Manfred
Am 19. Juni machten wir uns in einer Gruppe politisch Interessierter auf Einladung von Prof. Dr. Harald Weyel mit dem ICE auf den Weg nach Berlin. Mit etwas Verspätung kamen wir, eine 35-köpfige Gruppe gegen 15.30 Uhr am Berliner Hauptbahnhof an und wurden dann gleich mit bereitgestelltem Bus des Bundespresseamtes zum Reichstag gefahren. Im Plenarsaal erfuhren wir dann in einem Vortrag Interessantes über die abwechslungsreiche Geschichte des Gebäudes, bevor bei gefühlten 30-40° ein Aufstieg in Form eines Rundgangs bis in den Gipfel der sonnengefluteten Glaskuppel erfolgte.
Dann ging es nach einem Stopp mit Abendessen zu unserem Hotel Inn Express im Bezirk Kreuzberg. Nach Check-in war der erste Weg in den Biergarten des Hauses, um sich von den Strapazen des Anreisetages zu erholen.
Am nächsten Tag wurde eine äußerst interessante Stadtrundfahrt durchgeführt. Unsere Reiseleiterin schien Berlin mit eigenen Händen auf- und umgebaut zu haben, so detailreich konnte sie praktisch alles erklären, was es in Berlin zu sehen gab. Nur an linksgrünen Spontan-Baustellen war sie dann ähnlich hilflos wie der sehr nette, immer gut gelaunte und sarkastisch-optimistische Busfahrer – „Bitte wenden, wenn möglich“, hätte das Navi hin und wieder vielleicht gesagt, wenn es sich nicht auch noch um Einbahnstraßen mit 6-spurigen Radwegen gehandelt hätte – kleiner Spaß am Rande.
Aber durch diese Umstände erfuhr man mitunter andere Dinge als das Übliche. Übrigens, die Kaiser-Wilhelm-Gedächnis-Kirche wird u.a. Hohler Zahn genannt. Wer mit dem Bus fährt muss aufpassen, dass er nicht beim Aussteigen von Radfahrern, die im Gegensatz zu Autos nicht maximal 30 fahren dürfen, sondern locker im Tour-de-France-Tempo zwischen Busanlegestelle und Gehweg durchbrettern, aus dem Verkehr gezogen wird.
Nach der Rundfahrt ging es zu einer Führung durch das Abgeordnetenhaus von Berlin. Auch dieses hat eine abwechslungsreiche Geschichte erlebt, vor allem in Zeiten der Teilung innerhalb der Stadt. Gleich in der Nähe besuchten wir dann die Ausstellung „Topographie des Terrors“, eine Ausstellung zur Dokumentation und Aufarbeitung des Terrors durch den Nationalsozialismus in Deutschland, insbesondere von 1933 bis 1945.
Am Folgetag hatten wir dann ausreichend Zeit, uns die Umgebung des Brandenburger Tores, die Straße Unter den Linden, das Kanzleramt und andere interessante Neubauten anzusehen. Merke: Der Fußweg vom Brandenburger Tor zur Siegessäule ist nicht weit, aber es zieht sich bis man da ankommt.
Unser Fazit: „Berlin – wie haste dir verändert!“
Für Berlin-Erstbesucher war auch der Aufenthalt am Checkpoint Charlie sehr eindrucksvoll.
Eine Informationsveranstaltung in der Deutschen Bundesbank forderte dem Vortragenden durch etliche tiefgründige Fragen sicher mehr ab als ein Treffen mit Madame Christine Lagarde. Leider musste die Diskussion aufgrund des streng getakteten Terminplanes zwangsweise beendet werden. Wir erfuhren jedoch unter dem Strich, dass der Euro sicher sei, denn die EZB könne gezielt mehr Geld herausgeben, es zurückholen, Zinsen erhöhen, Zinsen senken, „whatever it takes“, eben. Zusammengefasst: Papier ist ziemlich geduldig. Beispiel: Da der Spread (die Spannweite der Zinsen) für deutsche und italienische Anleihen sich vergrößert, was für Italien, wo Draghi wohnt, verdrießlich ist, kauft man jetzt, und zwar immer dann, wenn deutsche Anleihen fällig werden, für dieses Geld dann italienische Anleihen. Je mehr Käufer, umso sicherer die Anleihe und desto niedriger der Zins. Einfach und logisch oder? – Zumindest technisch gesehen.
Auf die Frage nach einem möglichen Goldstandard kam die Antwort, dass das praktisch nicht machbar wäre. Wegen Flexibilität usw. Die Frage, warum denn alle Notenbanken trotzdem Gold kauften, konnte aus Zeitgründen nicht mehr umfassend beantwortet werden. Aber zur Beruhigung kam die Info, dass das deutsche Gold zum größten Teil jetzt tatsächlich in Deutschland lagert, aber auch noch einiges in New York und in London. Das hätte aber mehr damit zu tun, dass dort die großen Börsen ansässig seien – vermutlich für den Fall, dass man das Gold mal versilbern müsste.
Am letzten Tag unseres Aufenthaltes hatten wir die Gelegenheit zu einer persönlichen Gesprächsrunde mit dem Initiator dieser Reise, dem Mitglied des Bundestages aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis, Prof. Dr. Harald Weyel. Im Jakob-Kaiser-Haus berichtete Prof. Weyel aus seinem parlamentarischen Alltag im Bundestag und riet zusammenfassend im Grundsatz allen, die Hoffnung auf eine Wende zum Guten für Deutschland niemals aufzugeben.
Dann ging es mit dem Bus zum Berliner Hauptbahnhof, wo dann die Bahn AG ihre Leistungsfähigkeit eindrucksvoll demonstrierte. Zum Beispiel ließ man sich nicht lumpen und bot quasi als Ausgleich für die einstündig verspätete Abfahrt ein kostenloses Getränk an (ziemlich stilles Wasser) und gab desweiteren vorschriftsmäßig und gendergerecht bekannt, wo man sich über seine Rechte als Passagier in solchen (äußerst seltenen) Fällen auf den Bahnseiten im Internet erkundigen könne.
Wir bedanken uns für die gute Organisation der Reise durch das Bundespresseamt, sowie für die professionelle Betreuung durch Florian, beim Busfahrer Alex und der Reiseleiterin Eva. Ebenso bedanken wir uns beim Klimawandel, der uns ermöglichte die Stadt bei sehr angenehmen Temperaturen zu genießen.
Es bleibt dabei: Berlin ist eine Reise wert.