Schon wieder eine tendenziöse Überschrift

Schon wieder eine tendenziöse Überschrift

Trotz Merz-„Brandmauer“ setzt CDU mit AfD „Gender-Nein“ durch

Focus | 11.11.22

Landtag, Landesregierung, Behörden, Schulen und Hochschulen in Thüringen sollen nach dem Willen einer knappen Parlamentsmehrheit in ihrer öffentlichen Kommunikation nicht gendern. Diese Forderung setzte die oppositionelle CDU-Landtagfraktion mit einem umstrittenen Antrag durch, der von der in Thüringen vom Verfassungsschutz beobachteten AfD und den Bürgern für Thüringen unterstützt wurde. Der CDU-Antrag, der mit „Gendern? Nein danke“ überschrieben war, wurde am späten Donnerstagabend nach einer namentlichen Abstimmung angenommen. […] Nach dpa-Informationen kamen die Stimmen gegen die Nutzung der Gendersprache ausschließlich von CDU und AfD sowie den vier Abgeordneten der Gruppe der Bürger für Thüringen, von denen drei Ex-AfD-Mitglieder sind. […] Die Gruppe der FDP beteiligte sich nicht an der Abstimmung.

Kommentar:

Wenn man den Artikel gelesen hat, weiß man:
1. Die CDU ist gegen das Gendern in Thüringens öffentlichen Einrichtungen und hat deshalb im Landtag einen entsprechenden Antrag gestellt („Gendern? Nein danke“).
2. Die CDU hat natürlich für ihren Antrag gestimmt.
3. Die AfD ist – das weiß jeder – ist seit langem gegen das Gendern und hat deshalb aus Überzeugung für den Antrag der CDU gestimmt.
4. Auch die vier Abgeordneten der Gruppe der „Bürger für Thüringen“ haben für den Antrag gestimmt.
5. Die FDP hat sich – warum eigentlich? – nicht an der Abstimmung beteiligt (also noch nicht einmal der Stimme enthalten!)
6. Damit wurde der CDU-Antrag mit 38:36 Stimmen angenommen.
7. Das Verfahren war rechtsstaatlich einwandfrei. Wo liegt also das Problem? Sie wissen es.

Nun noch zur Überschrift. Sie ist tendenziös, weil eben nicht nur die AfD für den CDU-Antrag gestimmt hat (dann nämlich wäre der Antrag mit 36:34 Stimmen abgelehnt worden!), sondern weil auch die Bürger für Thüringen dagegen waren und die FDP sich verweigert hat. Und sicher waren auch 3 der „Bürger für Thüringen“ nicht deshalb für den CDU-Antrag, weil sie vorher Mitglied der AfD waren.

Tendenziös „schön“ auch der Satz „Die Stimmen gegen die Nutzung der Gendersprache (kamen) ausschließlich von CDU und AfD sowie …“
Also doch nicht „ausschließlich“! Entweder kann der Autor kein Deutsch oder er formuliert bewusst tendenziös.

Provokative Schlussfrage:
Hätte die CDU ihre Überzeugung nicht in einen Antrag fassen dürfen, weil sie doch wusste, dass die AfD aus inhaltlichen Gründen dem Antrag zustimmen würde?

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