Bedenkenswert – aber warum erst nach der Wahl?
Die Irrtümer der Wähler-Beschimpfer
FAZ | 10.11.16
Leben die Chefinterpreten der öffentlichen Meinung, leben die politischen Experten ihrerseits in anschauungsdichten und begriffsarmen Kapseln, in denen die Welt mehr Wille als Vorstellung ist? Haben sie sich dort beispielsweise so sehr eingeredet, Hillary Clinton gehöre zu den Guten und Barack Obama sei ein prima Präsident gewesen, dass sie sich gar nicht mehr vorstellen konnten, ein Mensch von Verstand – und mehr noch von Moral – wähle Trump? Denken diejenigen, die sich gebildet vorkommen, so hoch von ihrer Bildung, dass sie ihr das Überraschtwerden von diesem unliebsamen Wahlergebnis durchgehen lassen, um sogleich zur Unbildung, ja Verrücktheit der amerikanischen Wähler überzuleiten?
Kommentar:
Ein (eher seltenes) Beispiel für guten Journalismus, der den Leser auch zu der Frage führt, ob es nicht auch bei uns „Chefinterpreten der öffentlichen Meinung“ und „politische Experten“ gibt, die „in anschauungsdichten und begriffsarmen Kapseln (leben), in denen die Welt mehr Wille als Vorstellung ist“.
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