Besser auf Alarmismus verzichten

Besser auf Alarmismus verzichten
Leserbrief von Hans-Joachim Lietzmann veröffentlicht in der F.A.Z. vom 11.07.19 auf Seite 25

Hans-Joachim Lietzmann – Foto © AfD Rheinisch-Bergischer Kreis
„Der gefährliche Salvini“ ist die Leitglosse von Herrn Reinhard Veser am 3. Juli in der F.A.Z. überschrieben. Dem italienischen Innenminister wird eine „Brachialrhetorik“ vorgeworfen, die „für Italien und die ganze EU eine viel größere Gefahr“ ist „als die Menschen, die versuchen, über das Mittelmeer aus Armut und Elend zu entkommen“.

Ich danke der F.A.Z., dass sie mit dem Beitrag „Ein Minister schämt sich“ von Herrn Mattias Rüb (F.A.Z. vom 3. Juli) einen sachlichen Artikel über das Geschehen um die „Sea-Watch 3“ beifügt. Herr Rüb folgt nicht dem heute so oft anzutreffenden Alarmismus, wie er auch in den Äußerungen des Bundespräsidenten auf Seite 1 derselben Ausgabe zum Ausdruck gebracht wird.

Glücklicher-, beziehungsweise dankenswerteweise hat die F.A.Z. insgesamt das heutzutage häufig anzutreffende „Untergangsmuster“ nicht übernommen, in dem sie Frau Professor Angelika Nußberger, Vizepräsident des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, mit dem Beitrag „Fortschritt im Recht“ (F.A.Z. vom 4. Juli) das Wort gibt. Der letzte Satz ihres Artikels lautet: „Geht es um Recht und Gerechtigkeit, sind [..] gute Gründe dafür nötig, heute als Fortschritt zu verstehen, was morgen schon wieder von gestern sein kann.“

Wie gefährlich Salvini ist, wie bedroht die Europäische Union ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich weiß aber: Seit nunmehr 50 Jahren habe ich schon manche Krise, manch angekündigten Weltuntergang kommen und gehen sehen. Manches (Presse-/Politiker-) Urteil erwies sich als vorschnell und falsch.