Ein Artikel – der FAZ nicht würdig

Ein Artikel – der FAZ nicht würdig

Nach der Brexit-Entscheidung – Warum wir eine neue Rebellion brauchen

FAZ | 24.06.16

Der Brexit ist ein Votum der Älteren gegen eine weltoffenere Jugend. Es verändert die Zukunft von Millionen jungen Europäern. Zum ersten Mal begrenzt eine Generation die Chancen der Nachfahren, statt sie zu erweitern.

Kommentar:

Man kann kaum anders, als verschiedenen Punkten des Artikels zu widersprechen. Das kann an dieser Stelle nicht ausführlich geschehen, sondern nur punktuell:
1. Nicht nur das Brexit-Referendum kann man (muss man aber nicht) als „Votum der Älteren“ gegen die Jugend bezeichnen. Das gilt in Deutschland letztlich auch für jede Bundestagswahl! Eine der wichtigsten Zielgruppen sind schon im Wahlkampf die Rentner und die konkrete Politik hat immer die Rentner im Blick. So war z.B. am 03.04.2014 (!) im Tagesspiegel zu lesen: „Für die Parteien der großen Koalition ist es völlig rational, Klientelpolitik für Rentner zu betreiben. Deutschland ist schon bald eine Rentnerrepublik. Politik für die junge Generation machen andere Parteien.“ Beleg:
http://www.tagesspiegel.de/meinung/andere-meinung/klientelpolitik-die-grosse-rentnerkoalition/9425130.html
Erinnert sei an dieser Stelle auch daran, dass die Große (?) Koalition in 2016 das Kindergeld um sage und schreibe 2,00 € erhöht hat – immerhin pro Monat!
2. Man kann also nicht im Ernst behaupten, dass „zum ersten Mal […] eine Generation die Chancen der Nachfahren (begrenzt), statt sie zu erweitern.“ Am 28.06.16 ist z.B. in der Presse zu lesen, dass die Ausgaben für Bildung viel zu niedrig sind. Und wenn man an die Summen bei der Bankenrettung in der EU denkt, für die Deutschland haftet, kann einem schwarz vor Augen werden. Es haftet ja nicht „Deutschland“, sondern es haften vor allem die jungen Menschen, die Kinder und Enkel. Ihre Zunkunfts-Chancen werden von der Politik „verkauft“ – in Deutschland und in der EU.
3. Auch ein Satz wie der folgende ist der FAZ völlig unangemessen: „Das Bild, das viele der heutigen Generation jenseits der fünfzig abgeben, ist nicht schön. Sie sind es, unter denen die Wähler der AfD besonderen Zulauf haben. Sie sind es, die Populisten wie Marine Le Pen ins Präsidentenamt jubeln wollen. Sie sind es, die jetzt ganz überwiegend für den Brexit gestimmt haben.“
a) Wie kann man behaupten, dass die Wähler der AfD „überwiegend für den Brexit gestimmt haben“? Seit wann haben AfD-Menschen in GB ein Wahlrecht?
b) Wie kann man behaupten, dass die AfD in der Generation jenseits der 50 den größten Zulauf habe? Am 25.01.16 war in der BILD – sicher nicht das Zentralorgan der AfD – zu lesen, dass 59% der AfD-Wähler unter 50 Jahre alt sind und dass das Durchschnittsalter der AfD-Mitglieder 46,98 beträgt. Davon können die „Alt-Parteien“ nur träumen.
Beleg:
http://www.bild.de/politik/inland/alternative-fuer-deutschland/warum-fahren-maenner-so-auf-die-ab-44296658.bild.html
Richtig ist allerdings, dass sich die junge Generation – nicht nur angesichts der demographischen Entwicklung – mehr für ihre Zukunft, also mehr für Politik interessieren sollte. Aber wird ihr nicht permanent eingeredet, dass es für ein sinnvolles Leben nur ein vorrangiges Ziel gebe, nämlich Spaß zu haben?

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