„Kanalisierung von Informationen“ – Online-Angebot für Denunzianten

„Kanalisierung von Informationen“ – Online-Angebot für Denunzianten

Corona-Sünder online melden? Kritik an Vorgehen der Stadt Essen

t-online.de | 14.10.20

Auf der Internetseite der Stadt gibt es ein Online-Meldeportal für Corona-Verstöße. Es hat den Titel: „Melden eines Verstoßes gegen die Coronaschutz-Verordnung (Verordnung zum Schutz vor Neuinfizierungen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2)“. Angegeben werden sollen Ort, Datum, Uhrzeit und Art des Verstoßes, zum Beispiel das Nichttragen einer Maske oder unzulässige Veranstaltungen. Es können auch Fotos zum Verstoß hochgeladen werden. Die Angaben zur eigenen Person sind freiwillig. […]
Die Stadt Essen verteidigte das Formular: Es diene der „Kanalisierung von Informationen, die das Ordnungsamt sonst telefonisch oder per E-Mail erhält. Zu keiner Zeit haben wir das Formular beworben oder aktiv dazu aufgefordert, Verstöße zu melden“, twitterte die Stadt.

Kommentar:

Wenn Sie zwei Artikel zurückgehen, finden Sie unter der Überschrift „Brüder, seid nüchtern und wachsam“ Überlegungen des israelischen Historikers und Bestsellerautors Yuval Noah Harari. Er sieht als Folge der aktuellen Corona-Krise die Gefahr, „dass die digitale Überwachungstechnologie durch die Gesundheitskrise weltweit legitimiert wird – auch in demokratischen Gesellschaften, die sich zuvor der Überwachung widersetzt haben.“
Dass dies nicht völlig aus der Luft gegriffen ist, zeigt (anfanghaft?) das Beispiel Essen, wo noch hinzukommt, dass den Bürgern ein Portal zur Denunziation – auch anonym! – zur Verfügung gestellt wird.
Es hagelt zwar Kritik an dem Vorgehen, doch verteidigt die Stadt ihr „Angebot“.
Also: Brüder, seid nüchtern und wachsam!

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