Noch einmal die NZZ

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Deutschland feiert sich als Friedensstifter, doch wenn es um einen militärischen Beitrag geht, wird es stiller

Neue Züricher Zeitung NZZ | 21.01.20

«Der Durchbruch», ein «grossartiger Tag» – die Jubelrufe zur Libyen-Konferenz erschallen vor allem in Berlin. […] Es sei «eine helle Stunde deutscher Aussenpolitik», schreibt der «Spiegel» in seinem Morgen-Newsletter. […] Eine weitere Analyse des Online-Magazins trägt den Titel «Der Durchbruch». Hier werden der angebliche Erfolg und die Frage, wessen Verdienst dieser ist, noch deutlicher herausgestrichen: «Dank der deutschen Vermittlung haben sich die wichtigsten Libyen-Akteure auf einen Friedensplan geeinigt.» Alternativ hätte man auch den Titel «Wir stiften Frieden in Syrien» wählen können. […] Es schien fast, als hätten die Verhandler in Berlin an den Ergebnissen in Berlin die grösste Freude. Bilder, wie Menschen in Tripolis angesichts des grossartigen Tages vor Freude durch die Strassen tanzen, sind jedenfalls bisher nicht bekannt. […]
Deutschland und Europa sind […] nur Vermittler, auf die Umsetzung des in Berlin verabschiedeten 55-Punkte-Dokuments haben sie kaum Einfluss, sie sind auf den guten Willen der Kriegsparteien und deren Unterstützer – darunter Russland, die Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate – angewiesen. […]
Wenn es um eine allfällige Friedenssicherung geht, wird es in Deutschland aber stiller. «Ich weiss nicht, ob die Afrikanische Union begeistert ist, wenn Europäer wieder Soldaten nach Afrika schicken», sagte Aussenminister Maas am Fernsehen, und es wirkte fast ein wenig so, als wollte er seine eigenen Bedenken den Afrikanern unterjubeln.

Kommentar:

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