Realismus statt Wunschdenken, Diplomatie statt moralischer Empörung

Realismus statt Wunschdenken, Diplomatie statt moralischer Empörung

„Auf diesen Moment wartet Putin“

t-online.de | 27.09.22

Verliert Putin den Krieg in der Ukraine? Von wegen, sagt der Historiker Jörg Baberowski. Im Interview mit t-online warnt er vor den wahren russischen Hardlinern. […]
[t-online:] „Manche Beobachter sprechen angesichts der ukrainischen Erfolge im Donbass bereits von der Kriegswende.“
[Baberowski] „Das ist reines Wunschdenken. Weder ist die russische Armee zusammengebrochen noch droht das Regime in Moskau zu kollabieren. […]
Wir werden im bevorstehenden Winter wahrscheinlich erleben, wie sich die Haltung der europäischen Staaten gegenüber diesem Krieg langsam verändert. […] Auf diesen Moment wartet Putin, und ich fürchte, dass er kommen wird, wenn auf dem Schlachtfeld nichts Unvorhergesehenes mehr geschieht. […]
Der Westen kann und darf die Ukrainer nicht fallen lassen. Zugleich muss aber ein realistisches Szenario für die Zeit nach dem Krieg entworfen werden. Dazu gehört eben auch, dass Russlands Sicherheitsinteressen auf die eine oder andere Weise berücksichtigt werden. […]
Die Diplomatie lebt von Möglichkeiten, nicht von Wünschen. Wer das Unmögliche verlangt, wird am Ende am Erreichbaren scheitern. Mit moralischer Empörung können wir Putin nicht beikommen. Wir müssen allen, die am Krieg beteiligt sind, Auswege eröffnen, die sie auch beschreiten könnten.

Kommentar:

Leute wie der Historiker Jörg Baberowski sollten, nein: müssten unbedingt auch in Talkshows eingeladen werden, da sie kompetent und unabhängig ihre Analysen vertreten und auch im Blick behalten, wie es nach dem Ende des Krieges weitergehen soll. Zitat: „Russland und die Ukraine (werden) wieder in ein friedliches Verhältnis zueinander finden. Das wird nicht heute oder morgen geschehen, aber irgendwann werden die Wunden verheilt sein, und dann kommt es darauf an, einen Weg zum Frieden zu finden, der allen Seiten mehr oder weniger gerecht wird. Es ist einfach Unfug, wenn nun behauptet wird, diese Frage werde allein auf dem Schlachtfeld entschieden.“

Nach dem Lesen des Interviews hat sich der Kommentator noch einmal die Rede von Alice Weidel am Tag nach dem Ausbruch des Krieges angeschaut und hat sich in seiner Ansicht bestätigt gefühlt, dass Alice Weidel die Vorgeschichte des Krieges, seine Rechtswidrigkeit und die Aufgabe der Politik sehr treffend beschrieben hat.
https://www.zdf.de/nachrichten/video/weidel-sondersitzung-bundestag-ukraine-100.html
Die Frau hat Format!

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