Unabhängiger Journalismus: Der Cicero

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Kopflos wie der Hirsch in der Brunft

Cicero | 29.01.19

CDU und SPD haben die Ostdeutschen als Zielgruppe entdeckt. Aus nölenden Nervensägen werden plötzlich umworbene Wähler. Der Kampf um ihre Gunst ist ebenso unglaubwürdig wie fadenscheinig. Denn dahinter steckt die nackte Angst vor einer erstarkenden Konkurrenz durch die AfD. […]
Der Kampf zwischen Politik und Parteien funktioniert manchmal wie bei Hirschen. […] Die beiden (Noch)-Platzhirsche CDU und SPD haben nun also die Brunftsaison eröffnet und ihr Röhren in Richtung Osten gerichtet. Dort finden bekanntlich im Herbst dieses noch jungen Jahres drei Landtagswahlen statt. […] Leider ist diese Vorgehensweise, wie in der Brunft so üblich, weniger kopf- denn triebgesteuert. Ansonsten müsste den angehenden Wahlkämpfern die Durchsichtigkeit ihres Tuns selbst auffallen. Der Ossi ist plötzlich kein Pegidist mehr, auch kein Pack und keine nölende Nervensäge. Sondern umworbener, begehrter Wähler, in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Gerade im Osten aber ist der Argwohn besonders verbreitet und zu Hause, von Obrigkeiten, Gebrauchtwagenhändlern, Versicherungsvertretern und Politikern hinter die Fichte geführt zu werden. Das fußt nicht auf Einbildung, sondern auf Erfahrung. Auf Erfahrungen vor dem Mauerfall – und auf Erfahrungen nach dem Mauerfall.

Kommentar:

Zu Recht weist der Artikel auch darauf hin, dass die besagten Parteien schon seit Jahren das hätten verwirklichen können, was sie nun versprechen. Sie hätten es tun können, wollten es aber wohl nicht bzw. haben es nicht für nötig gehalten. Wie hoch muss Ihnen des Wasser schon über dem Hals stehen, dass sie nun im Osten plötzlich und unerwartet „auf Populismus machen“ und in der ganzen Bundesrepublik aus allen Kanonen auf die AfD schießen bzw. sie in Nachrichten nicht erwähnen? Heute im Morgenecho von WDR5 ein Beitrag zum Regierungskompromiss in Sachen § 219a. Der Inhalt der Einigung wurde mitgeteilt und auf die kritischen Reaktionen der Oppositionsparteien hingewiesen. Dabei wurde aber die stärkste Oppositionspartei im Bundestag, die AfD, nicht einmal erwähnt, also übergangen bzw. totgeschwiegen. So macht man das.

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